Biographie
Meine Biographie
Geschrieben und veröffentlicht von Jussuf (Redakteur von Myownmusic.de) vom Juni 2009:
Als an einem Tag Anfang der achtziger Jahre der begnadete Komponist Karl-Heinz das Diesseits verließ und am selben Tage sein Enkel das Licht der Welt erblickte, standen alle Zeichen günstig, dass das Thema Musik das Leben des kleinen FanatiX‘ beherrschen würde. Seine Eltern ahnten schnell, welches Talent in ihrem Zögling steckte und so gaben sie ihm, seinem Interesse für Takt und Rhythmus folgend, eine Trommel in die Hand. Eins gab das andere, als er mit fünf Jahren in einen Spielmannszug eintrat und dort fortan die Marschtrommel übernahm. Mit der Zeit, die er in diesem Spielmannszug zubrachte – und das umfasst immerhin die folgenden acht Jahre – eignete er sich Fähigkeiten zur Fanfare und Baß-Fanfare an (lin allen möglichen Stimmen).
Zu der musikalischen „Förderung“, die FanatiX erfahren hat, hat er ein eher gemischtes Verhältnis. Er empfand den auf ihn ausgeübten Druck, immer besser zu werden, noch mehr zu üben, als Belastungsprobe für sein Verhältnis zur Musik. Erst, als er aus dem Spielmannszug ausgetreten ist, konnte er seine Liebe zur Musik zur Entfaltung bringen. Und so war die nächste Station keineswegs Karnevalsmusik: 1995, er war so etwa 12 Jahre alt, zog es ihn in eine Band, als Assistant-Drummer. Die Musikrichtung war Black Metal, die Lebensdauer dieser Liaison ein Jahr.
1996 war er für ein weiteres Jahr als Tontechniker der Band tätig, ehe es ihn ab dem darauffolgenden Jahr dahin zog, selbst Hand an die Gitarre zu legen – vornehmlich akustische Gitarren, Evolution halt. Erst im Jahre 2000, dem Jahr der platzenden Blase an den neuen Märkten, fing er schließlich an, digital aufzunehmen und abzumischen. Zwei Jahre später folgte das erste musikalische Stelldichein im Internet, damals noch als „Dark Ferris“.
Auch auf MyownMusic hat er als Dark Ferris begonnen, Musik hochzuladen, Kontakte zu anderen Musikern aufzubauen und schließlich auch mit anderen Musikern zusammen zu agieren. Doch warum nun FanatiX und nicht mehr Dark Ferris? Dies gründet auf einem Bruch, der mit einer ein Jahr währenden Telekommunikationspause zu tun hat und in dessen Folge er – seinem Gedächtnis und allen vergessenen Passwörtern sei Dank – keinen Zugriff auf die bisherigen Konten mehr nehmen konnte. Also nochmal von vorne anfangen, was mit dem Namen immerhin nicht so arg schlimm für ihn war, da seine Musik nach eigenem Vernehmen ohnehin nicht zu „Dark“ Ferris passte.
Wie wird produziert? Als Basis dienen die Programme Fruity Loops Studio und Cool Edit, zusätzlich zum Einsatz kommt eine nicht näher spezifierbare Anzahl an Eigenentwicklungen, die als Plugins, Stand-alones und Modulationsprogramme im Produktionsprozess ihren Dienst verrichten und ihren Teil zur einzigartigen Produktionsweise von FanatiX beisteuern. Weiter lässt sich das bewußt nicht ausführen, die Art und der Weg zur Musik ist ein Betriebsgeheimnis, das er als solches hütet und der eigenen Musik angedeihen lässt. Gearbeitet wird am heimischen PC, aufgenommen wird in einem kleinen Raum, der schallisoliert ist. So weit, so gut, alles recht normal, mit Ausnahme der eigenen Zusatztools. Doch wie hört sich seine Musik nun an und was lässt sich über sie sagen?
Assoziationen, die zur Musik zu bekommen sind, sitzen quer, verhalten sich wie Alf zu Musicals in der Disney-Hemisphäre. Ein Paukenschlag und dutzende Crescendos läuten schon mal ein Instrumental ein, dessen akustischer Horizont weit vor uns liegt und bis zu selbigem mit vielen Schmankerln hallt. Und es hat was absurdes, wenn Bläser in GeneralMidi-Qualität eine großartige Spanish Guitar einleiten, begleiten und ihr nicht zuletzt melodisch zuspielen, wie etwa „Das Leben gleicht manchmal einem Strand“.
Immer wieder imponiert, mit welcher Virtuosität und Spielfreude FanatiX Experimente produziert, die sich gleichermaßen im Windschatten mainstreamiger Arrangements wie auch widerborstig zur Geradlinigkeit selbiger befinden. Denn auch wenn so mancher Track anklingt, als wäre er geprägt von eingängigem Pop, Klassik, melodischem Schlager oder beatlastigem Electro, entwickelt er sich schnell wieder von einem klischeebeschichteten Untergrund weg und mutiert zu etwas gänzlich unerwartetem. Beispielsweise „Eurochill“, das zu einer eigenartigen Chimäre aus Weltmusik und Trance wird, die einen mit all der ihr innewohnenden, selbstverständlichen Spielfreude das vermeintliche Grinsen des Musikers teilen lässt – ein Triumph über die Langeweile, ein Sieg der Phantasie!
Mischt sich ganz selten mal der Schein von Melancholie, eine schwermütige Melodie ins Geschehen, so ist das bisherige Gesamtwerk von FanatiX ein insgesamt fröhliches, aufgewecktes und groovendes Oeuvre. Häufig scheint man es mit der Titelmelodie einer Kinderserie, dem Vorspann eines abenteuerlichen Märchenfilms oder dem Theme von einem Spiel a la Super Mario zu tun zu haben. Gleichzeitig sollte man nicht den Fehler begehen und vorschnell die Schubladen vorziehen, in die die Stücke von FanatiX auch wieder nicht hineingehören. Denn weder bewegen sie sich auf vorgeebneten Wegen und Schienen, über die wir als Hörer reibungsfrei gleiten könnten – denn es sind Kanten und Unebenheiten hierin – noch wurde mit dem Weichzeichner die konkret spürbare Spielfreude entschärft. Es ist die unvermittelte Musikalität von FanatiX, die wir hören dürfen, wie etwa bei „Todays weird piano“.
Die Energie in FanatiX‘ Musik wird ebenso deutlich in den zahlreichen Zusammenarbeiten, die er bislang bereits zu Gehör gebracht hat. Hier zeigt sich, etwa am Beispiel der Begegnungen mit Gagosian Liga, wie schnittstellenreich und fruchtbar die musikalischen Fäden in beliebig unterschiedliche Richtungen gezogen wurden, sodaß gegenwärtig ein schon beachtliches Sammelsurium an musikalischen Begegnungen (so ganz und gar) unterschiedliche Kurzgeschichten erzählt. Die Zusammenarbeit mit der Katze Nora ist hierbei nur oberflächlich eine Kuriosität, die aus den zufälligen Phrasen schönen Ethnojazz auf dem Klavier entstehen läßt. In anderen Etappen wird dann etwa recht stereotyp die Klampfe zu bestem Schülerband-Rock bemüht, oder es entsteht mit einer Sängerin undergroundig vertonter Triphop im Stile von Morcheeba. Ein weiteres Schmuckstück seiner kommunikativ/improvisatorischen Musikommunikation zeigt sich im Genesungswunsch an die Minimalistin mittels Gitarre, der Italo-Western und Dick Dale mit einer sentimentalen Melodie zu einem Kleinod verrührt.
Getreu dem Ansinnen, Musik als Hobby zu betreiben, aber auch sogenannte Regeln und Normen bewußt zu brechen und zu biegen, läßt FanatiX so manches Experiment aus dem Klanglabor, das absolut gesehen ein Alleinstellungsmerkmal wird – vielleicht irgendwann zu einem neuen Genre führt? Wenigstens aber öffnet er den geneigten Hörern Tore zu klanglichen Welten, die der trivialen so nah und doch ganz anders sind. Nimmt man etwa den Küchengroove zu Gehör, der im übrigen auf dem alten Account „Dark Ferris“ verweilt, so kann man über die gelungene Melangé des arrangierten, tatsächlichen Groove und die ebenso erwachsenen, individuellen Assoziationen zu den vernehmbaren Küchengeräten nur staunen. Schwieriger verhält es sich mit der experimentellen Musik auf Basis programmierter Zufälligkeit aus dem „Random Project“, da die gewollte Beliebigkeit auch musikalisch Kontroversen provoziert und sich aufgrund dessen einer „Eignung“ in jeglicher Hinsicht entzieht – oder?
Sucht man über den Weg des Genres eine Möglichkeit, die Musik in etwa einzugrenzen, wird man scheitern. Dies ist über die Stationen, die FanatiX bis zum heutigen Tage grob gesehen abgeklappert hat, eigentlich schon abzusehen: Erst instrumentelle Musik, dann Metal, von dort zu Elektro, über Klassik dann zu stilistisch fast gänzlich übergreifender Musik – formal ist FanatiX staatenlos und zugleich überall zuhause. Jean Michel Jarre ist bis dato unumschränktes Vorbild, gefolgt von klassischen Komponisten wie Bach, Mozart, Beethoven und anderen. Und auch JMJ steht, in seiner Epoche gesehen, für musikalischen Brückenschlag, aber mit der Dominanz elektronischer Klänge, was FanatiX nicht nachgesagt werden kann.
Es gibt viel zu hören und gleichzeitig auch viel zu erzählen über die Sounds, die uns FanatiX zur Verfügung stellt. Nicht nur sind sie im allgemeinen auf einem technisch soliden Niveau; sie sind als Musik und als Stücke eindeutig, individuell und – wenn man so will – unverkennbar in ihrer Handschrift. Diese, seine Sounds, stehen insofern nicht im Besonderen zur Diskussion, regen eher zur aufmerksamen Auseinandersetzung an, was innerhalb der musikalischen Welt für Gebilde zu entdecken sind. Seine Musik kann vielerlei Ansprüchen gerecht werden, gleichzeitig entzieht sie sich fast gänzlich (teils unsinniger) Kriterien zur Instrumentalisierung von Musik, in dem sie dem Malus der Kategorisierung die Phantasie entgegensetzt.
Viel gibt es zu entdecken von dem, was FanatiX musikalisch bislang entwickelt und produziert hat. Gleichzeitig kann dies die Neugier auf das, was von ihm noch kommen mag, nicht stillen, nur vergrößern. Damit wären wir auch am Ende dieses Features angekommen – seine Worte sollen die Schlußworte bilden:
„Es bereitet mir einfach nur Freude und Spaß, Musik zu komponieren, zu spielen und dafür den ein oder anderen Hörer zu bekommen.“